20.07.2016 | Mittelstandsanleihen
German Pellets Gläubigerversammlung
Im Insolvenzverfahren können sie bestenfalls mit einer sehr geringen Quote rechnen. Das ist die traurige Erkenntnis aus den Gläubigerversammlungen, sagt Rechtsanwältin Vivian Vogt von der Kanzlei Rechtsanwälte Pforr und Kollegen.
Infos zur Gläubigerversammlung
Rechtsanwältin Vogt hat an den Gläubigerversammlungen der German Pellets GmbH Anfang Juli in Schwerin teilgenommen: „Die Insolvenzverwalterin Bettina Schmudde von der Rechtsanwaltskanzlei White & Case teilte mit, dass aus der bisherigen Insolvenzmasse nur noch 4,4 Millionen Euro für die Gläubiger frei verfügbar sind. Verglichen mit den Forderungen der Anleger ist das nicht viel mehr als ein Almosen. Daher sollten die Anleger weitere rechtliche Möglichkeiten prüfen lassen, wenn sie auf dem finanziellen Schaden nicht sitzen bleiben möchten.“
Die German Pellets GmbH war Muttergesellschaft von circa 40 weiteren Tochtergesellschaften, die durch die Insolvenz der GP GmbH in eine finanzielle Schieflage geraten sind und eine Vielzahl sich bereits auch im Insolvenzverfahren befindet.
Wie kam es dazu, dass sich die Gesellschaft innerhalb kurzer Zeit in eine so verheerende Lage, gebracht hat, denn immerhin wurden in den Jahren 2013 und 2014 angeblich positive Umsätze in Millionenhöhe verbucht? Nach der Aufnahme des Insolvenzverfahrens hat die Insolvenzverwalterin allerdings nur ein freies Vermögen von 5.500 € vorfinden können.
Die German Pellets GmbH begründet den hohen Verlust mit den vorausgegangen drei milden Wintern. Das war aber wohl nur die halbe Wahrheit. Insolvenzverwalterin Schmudde erläuterte, dass es aus ihrer Sicht mehrere Ursachen für die desaströse Lage der Gesellschaft geben muss. Zum einen musste nach den Besichtigungen der Produktionsstätten in Wismar, Herbrechtingen und Ettenheim festgestellt werden, dass diese nicht mehr produzierten, sondern lediglich die Verwaltung durchgeführt wird und dies bereits seit Dezember 2015.
Frau RAin Schmudde nahm daraufhin einen Massenkredit auf, um die Arbeitnehmer vor weiteren Verlusten zu schützen und die Produktion zu sichern. Dieser Massenkredit ist allerdings bereits zurückgeführt worden. Die Betriebe wurden durch die Insolvenzverwalterin verkauft. Aus diesen Erlösen ergibt sich hauptsächlich eine bisherige Insolvenzmasse in Höhe von 4,4 Millionen Euro freies Vermögen.
Einen weiteren Grund sieht die Insolvenzverwaltung nach Sichtung der Buchhaltung darin, dass keine Kalkulation durch das Unternehmen durchgeführt worden ist und ein Controlling gewissermaßen nicht stattgefunden hat.
Des Weiteren hat die GmbH für ihre Tochtergesellschaften einige verwaltungsrechtliche Aufgaben übernommen ohne dafür ein Entgelt zu verlangen. Auch wurden Anleihen in das Ausland transportiert ohne Geldmittel zu erhalten.
Ausschlaggebend für das Insolvenzverfahren war schlussendlich dann die fehlende Anschlussfinanzierung der Anleihe 2015 zu 2016.
Erschreckend ist vor allem, dass die German Pellets GmbH selbst Darlehensforderungen in Höhe von 203 Millionen Euro hat, die jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit nicht einbringlich sein werden. Allein 44 Millionen sind an diverse Tochtergesellschaften ausgezahlt worden, die sich nun selbst in der Insolvenz befinden. Die Aussichten, die Forderungen eintreiben zu können, schätzt die Insolvenzverwalterin als sehr gering ein. Sie wird aber versuchen, Haftungsansprüche gegen etwaige Verantwortliche durchzusetzen ebenso wie insolvenzrechtliche Anfechtungsansprüche.
Durch den wirtschaftlichen Zusammenbruch der gesamten Unternehmensgruppe fehlt die Werthaltigkeit von Ansprüchen gegenüber Dritten.
Ob es der Insolvenzverwaltung gelingen wird, weitere Geldmittel und Forderungen aufzutreiben und durchzusetzen, wird zu beobachten bleiben. Im Oktober 2016 wird zu einer weiteren Versammlung geladen, in welcher es erlaubt sein wird, Fragen an die Insolvenzverwaltung zu stellen mit der Hoffnung, dass sich bis dahin einige wirtschaftliche Ungereimtheiten aufgeklärt haben, denn naturgemäß hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufgenommen.
Die insolvenzrechtlichen Forderungen für Anleger können wir aufgrund des eingesetzten gemeinsamen Gläubigervertreters nicht durchführen und sind im Hinblick auf die derzeit noch sehr geringe Insolvenzmasse wirtschaftlich nicht besonders erfolgsversprechend. Die Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen kann vielversprechender sein.
Wir werden den Vorgang für unsere Mandantschaft weiter verfolgen und vor allem Haftungsansprüche gegenüber Dritte prüfen. Interessenten die dies für sachdienlich halten, können sich gern bei uns melden.
Maßnahmen
Rechtsanwalt Dr. Pforr empfiehlt Anlegern, sich grundsätzlich rechtlich beraten und Schadensersatzoptionen prüfen zu lassen. Seiner Meinung nach war die heutige Schieflage des Unternehmens frühzeitig absehbar.
Betroffene Anleger können sich in der Kanzlei melden. Dr. Pforr: "Unser erstes Ziel ist die Information der Anleger und die Bündelung von Interessen. Mehr kann man derzeit nicht tun! I
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